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Typologie des Agrotourismus

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Typologie des Agrotourismus

1. Einleitung

Agrotourismus, auch als Agrartourismus bekannt, ist eine Form des Tourismus, bei der Bauernhöfe oder ländliche Gebiete besucht werden, um an Aktivitäten wie der Ernte, der Fütterung von Tieren oder Weinproben teilzunehmen. Der Agrotourismus hat sich in den letzten Jahren zu einer immer beliebteren Form des Tourismus entwickelt, insbesondere bei StadtbewohnerInnen, die sich wieder mit der Natur verbinden und den ländlichen Lebensstil erleben wollen. Der Agrotourismus ist jedoch ein vielfältiger Bereich, der ein breites Spektrum an Aktivitäten und Geschäftsmodellen umfasst. Daher wurde eine Typologie des Agrotourismus vorgeschlagen, um die verschiedenen Formen des Agrotourismus zu klassifizieren und zu analysieren.

Nach Getz und Carlsen kann der Agrotourismus in vier Hauptkategorien eingeteilt werden: Direktverkauf auf dem Bauernhof, landwirtschaftliche Unterhaltung, Bildungsagrotourismus und ländlicher Tourismus. Beim Direktverkauf auf dem Bauernhof werden landwirtschaftliche Erzeugnisse wie Obst, Gemüse und Milchprodukte auf dem Bauernhof direkt an die VerbraucherInnen verkauft. Die landwirtschaftliche Unterhaltung hingegen umfasst Freizeitaktivitäten wie Heuwagenfahrten, Maislabyrinthe und Streichelzoos auf dem Bauernhof. Der Bildungstourismus umfasst Aktivitäten wie Bauernhofbesichtigungen, Kochkurse und Workshops, die den Besuchenden eine lehrreiche Erfahrung im Zusammenhang mit Landwirtschaft und Viehzucht vermitteln. Der ländliche Tourismus schließlich umfasst ein breites Spektrum an touristischen Aktivitäten, die in ländlichen Gebieten stattfinden, wie Wandern, Camping und Jagen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Typologie des Agrotourismus einen nützlichen Rahmen für das Verständnis der verschiedenen Formen des Agrotourismus und der ihnen zugrunde liegenden Geschäftsmodelle bietet. Durch die Analyse und Klassifizierung von Agrotourismus-Aktivitäten können politische Entscheidungstragende und BranchenakteurInnen die einzigartigen Herausforderungen und Chancen, die mit jeder Art von Agrotourismus verbunden sind, besser verstehen und gezielte Strategien zur Unterstützung des Wachstums und der Entwicklung dieses wichtigen Sektors entwickeln.

In diesem Leitfaden wird die allgemeine Typologie des Agrotourismus vorgestellt. Er ist für die MentorInnen von Nutzen, da er eine allgemeine Einführung in das Thema Agrotourismus mit Schwerpunkt Tschechische Republik enthält.

2. Schlüsselelemente

2.1. Agritourismus – Allgemeine Informationen

Agrotourismus ist ein Begriff, der für Aktivitäten verwendet wird, die mit Tourismus und Landwirtschaft verbunden sind. In der Regel wird der Agrotourismus als Teil des ländlichen Tourismus betrachtet, der wiederum Teil des Tourismus im Allgemeinen ist. Der Beginn des Agrotourismus in Europa wird auf die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts datiert, als in Westeuropa die ersten Bauernhöfe entstanden, die Unterkünfte oder andere Freizeitaktivitäten anboten. Das Aufkommen des Agrotourismus in Südeuropa wird auf die achtziger Jahre datiert, und im ehemaligen Ostblock entstand der Agrotourismus in den neunziger Jahren. Am weitesten entwickelt ist der Agrotourismus jedoch in Alpenländern wie Österreich, der Schweiz oder Deutschland, während in der Tschechischen Republik und in Polen das Anbieten von Unterkünften und anderen Freizeitaktivitäten hauptsächlich eine Nebentätigkeit der LandwirtInnen darstellt. Das bedeutet, dass der Agrotourismus in Europa vor allem mit Randregionen mit natürlicher Schönheit und extensiver Landwirtschaft verbunden ist, also mit Bergen und hügeligen Gebieten. Bei diesen Gebieten handelt es sich häufig auch um Gebiete, die in gewissem Umfang unter Naturschutz stehen.

2020 wurde in der Tschechischen Republik der Agrotourismus von 2,5 % aller landwirtschaftlichen Betriebe betrieben, was in etwa dem Anteil der Betriebe mit forstwirtschaftlichen Aktivitäten entspricht. Im Gegensatz zu Österreich ist der Agrotourismus in der Tschechischen Republik nicht in Gebieten mit einem höheren Naturschutzniveau angesiedelt {Tabelle 1}. Andererseits konzentriert sich der Agrotourismus in der Tschechischen Republik auf Gebiete, die im Allgemeinen vom Tourismus begünstigt werden. Dies zeigt ein Vergleich zwischen den Regionen Karlovarský und Jihoceský (Regionen mit einem höheren Anteil an landwirtschaftlichen Betrieben mit touristischer Aktivität, die bei TouristInnen beliebt sind) und den Regionen Ustecky und Pardubicky {Tabelle 1}.

2.2. Agrotourismus – Haupttypen

Nach Angaben des CZSO kann der Agrotourismus auf viele Arten unterteilt werden. Eine Möglichkeit besteht darin, zu definieren, wie viel Prozent des Einkommens der LandwirtInnen aus der landwirtschaftlichen Tätigkeit oder aus mit dem Tourismus verbundenen Aktivitäten stammt. Eine andere Möglichkeit besteht darin, zu definieren, inwieweit die landwirtschaftlichen Aktivitäten mit den Agrartätigkeiten verbunden oder von ihnen getrennt sind. TouristInnen können einfach in den Gebäuden des Bauernhofs übernachten, sie können auf dem Bauernhof erzeugte Lebensmittel verzehren oder sie können sich direkt an den landwirtschaftlichen Tätigkeiten beteiligen, indem sie auf dem Bauernhof mithelfen. Außerdem kann der Agrotourismus nach der Art der Freizeitaktivität unterteilt werden. Es gibt Bauernhöfe, die Unterkünfte anbieten, Bauernhöfe, die Essen und Verpflegungsdienste anbieten, oder Bauernhöfe, die Aktivitäten mit Tieren wie etwa Reiten anbieten.

Tabelle 1: Vergleich der Regionen der Tschechischen Republik im Hinblick auf Agrotourismus, Naturschutzgebiete und Tourismus:

Region Bauernhöfe, die Aktivitäten im Zusammenhang mit Tourismus bieten Anteil der landwirtschaftlichen Betriebe, die Aktivitäten im Zusammenhang mit dem Tourismus anbieten {in % von allen Betrieben} Anteil der Region an Landschaftsschutzgebieten oder Nationalparks (in %) Anzahl der GastgeberInnen in den offiziellen Unterkünften /ein/e EinwohnerIn
Praha + Středočeský 49 1.6 10.5 3.1
Jihočeský 51 2.0 19.8 2.3
Plzeňský 29 1.6 16.2 1.1
Karlovarský 14 3.3 18.8 3.2
Ústecký 10 0.8 26.4 0.6
Liberecký 5 0.5 34.1 2.0
Královéhradecký 35 2.2 18.9 2.1
Pardubický 12 0.9 10.1 0.9
Vysočina 20 0.9 9.5 1.0
Jihomoravský 52 1.6 5.5 1.4
Olomoucký 31 2.3 10.6 0.9
Zlínský 19 1.2 28.9 1.2
Moravskoslezský 22 1.3 16.9 0.7

Quelle: CZSO {2019} und CZSO {2017}.

3. Beispiel

BasaYovi Farm – ein Bauernhof in Nordböhmen in der Tschechischen Republik. Er befindet sich in einem hügeligen Gebiet in der Nähe des Riesengebirges. Die Familie hält mehr als 200 Rinder, betreibt Biogasanlagen und bietet Unterkünfte an. Sie verkaufen das Fleisch ihrer Tiere direkt an die VerbraucherInnen. Ihre Pension besteht aus zwei separaten Gebäuden, in denen insgesamt 26 Personen untergebracht werden können. Auf dem Gelände der Unterkunft befindet sich ein Minizoo mit verschiedenen Tieren. Daher ist diese Unterkunft vor allem für Familien mit Kindern geeignet.

4. Vorteile und mögliche Auswirkungen

Die Vorteile und Auswirkungen, die sich aus der Umsetzung der Leitlinie ergeben können, sind:

Für MentorInnen Für Mentees
  • Einführung in das Konzept
  • Erkennen können, was Agrotourismus ist
  • Ein anderer Blickwinkel auf den Agrotourismus
  • Überlegen, welche Art von Agrotourismus für den Mentee am besten geeignet wäre

5. Fragebogen zur Selbsteinschätzung